BUND Kreisverband Hersfeld-Rotenburg

Der Energiepreissteigerung ein Schnippchen schlagen

12. April 2023 | Energiewende

Autor: Jörg Bennedik

Tipps zum Energiesparen haben seit dem Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Verknappung von Erdgas wieder Konjunktur. Die Preise für Erdgas und andere Energieträger sind zwar nicht so dramatisch gestiegen wie befürchtet - es ist aber davon auszugehen, dass sie auf Dauer auf hohem Niveau bleiben.

Aus diesem Grund stellt die Klima-Initiative Bad Hersfeld hier eine gut sortierte Palette von Tipps zum Energiesparen vor. Dabei wird der Fokus hauptsächlich auf Vorschläge gelegt, deren Realisierung nur wenig oder gar kein Geld kostet. Ökologisch sinnvoll sind die Vorschläge allemal. Wie hoch die finanziellen Einsparungen dann tatsächlich sein werden, hängt letztendlich von der Bereitschaft jedes Einzelnen ab, achtsamer mit Energie umzugehen und eventuell auf den einen oder anderen Luxus zu verzichten.

Unabhängig davon, mit welchem Energieträger geheizt wird, kann der Energieverbrauch durch drei Optionen reduziert werden:

1. Durch Reduzierung der Wärmeverluste

2. Durch den Einbau effektiver Heiz- und Lüftungssysteme sowie intelligenter                                    Regeltechnik

3. Durch Verhaltensänderung der Bewohner und Bewohnerinnen

 

Reduzierung der Wärmeverluste

Der effektivste und auf lange Sicht nachhaltigste Weg, die Wärmeverluste eines Hauses zu minimieren, ist eine möglichst das ganze Haus umschließende Wärmedämmung. Ein altes Haus auf den für Neubauten geforderten Wärmeschutz nachzurüsten, ist aus Gründen des Klimaschutzes zwar sinnvoll, für viele Hausbesitzer aber zu teuer.

An welchen Stellen Verbesserungen des Wärmeschutzes wirtschaftlich vertretbar sind, kann am besten durch eine sachkundige und unabhängige Energieberatung vor Ort ermittelt werden. (Energieberater oder die Verbraucherberatung sind auch Ansprechpartner für Förderprogramme.)

Wer sich selbst ein Bild über Schwachstellen in der Dämmung oder über Wärmebrücken in seinem Haus machen will, sollte sich eine Wärmebildkamera oder ein Infrarotthermometer kaufen. Eine Investition, die sich lohnt, wenn man sich mit dem Thema länger beschäftigen will.

Wärmeverluste entstehen durch Wärmeleitung von Wänden und Fenstern, durch Lüften

und durch Undichtigkeiten, durch die kalte Luft unkontrolliert einströmt oder warme Luft entweicht. Problematisch sind undichte Haus- und Kellertüren, die besonders in Kombination mit einer undichten Klappe zum Dachboden zu großen Wärmeverlusten und unangenehmen Zugerscheinungen führen. (Kamineffekt)

Im Keller lohnt sich ein kritischer Blick auf Heizungs- und Warmwasserrohrleitungen. Selbst bei Neubauten entspricht die Dämmung der Leitungen nicht immer der Vorschrift.

Mit etwas handwerklichem Geschick können einige der genannten Schwachstellen selber beseitigt werden.

Wer Zeit und Spaß am Handwerken hat, findet für die Verbesserung des Wärmeschutzes bei Altbauten wertvolle Anregungen auf einer Internetseite der Landes-Energieagentur Hessen, die als PDF-Datei kostenlos heruntergeladen werden können:

https://www.lea-hessen.de/buergerinnen-und-buerger/hessen-spart-energie/do-it-yourself-energiesparmassnahmen/

 

Einbau effektiver Heiz- und Lüftungssysteme

Für den Ersatz einer alten Heizung ist in fast allen Fällen die elektrische Wärmepumpe die richtige Wahl. Zu bedenken ist allerdings, dass ohne Verbesserungen des Wärmeschutzes von Altbauten bei kalter Witterung die Verbrauchsvorteile der Wärmepumpe nachlassen, solange der Anteil der erneuerbaren Energien nicht deutlich höher ist.

Bein Energiesparen im Bereich der Heiztechnik ist die Nutzung thermischer Solarenergie zur Unterstützung der Heizung und Warmwasserbereitung eine effektive Maßnahme, die sich aber erst langfristig amortisiert. Auch Fotovoltaik ist im Bereich der technischen Anlagen eine gute Option zum Energiesparen und ein sinnvoller Beitrag zur Energieunabhängigkeit. Und last but not least: Wer neu baut oder eine Generalüberholung eines Altbaus plant, kann mit einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung viel Energie sparen und den Wohnkomfort steigern.

 

Verhaltensänderung der Bewohner und Bewohnerinnen

Da diese Option so gut wie kein Geld kostet und trotzdem ein großes Einsparpotential hat, möchten wir hier ausführlicher darauf eingehen.

Der Tipp, die Raumtemperatur um ein bis zwei Grad zu senken, ist weit verbreitet und in der Tat sehr effektiv. Das einfachste Mittel, um den damit verbundenen Komfortverlust zu begegnen, ist wärmere Kleidung. Wer lange zu Hause am Schreibtisch oder vor dem Fernseher sitzt, kann sich auch eine wärmende Decke über die Knie legen.

Pro Grad Temperaturabsenkung sind 6 oder mehr Prozent an Energieeinsparung zu erzielen. Deutlich mehr kann man sparen, wenn man zusätzlich in selten genutzten Räumen - oder bei längerer Abwesenheit - die Raumtemperatur noch stärker reduziert. Dies ist mit digitaler Regeltechnik und smarten Thermostatventilen gut programmierbar; es geht aber mit etwas Achtsamkeit ohne Hightech per Handeinstellung. Auch eine Absenkung der Vorlauftemperatur über Nacht ist sinnvoll. Vom Frühling bis Anfang Herbst kann man zusätzlich Heizenergie und Pumpenstrom sparen, wenn die Heizungsregelung den Heizbetrieb über Nacht ganz abschaltet.

Um wieviel Grad die Absenkung ohne zu große Komfortverluste vorgenommen werden kann, hängt davon ab, wie hoch die Wärmeverluste des Hauses sind und ob das Haus mit einer Fußbodenheizung oder mit Heizkörpern ausgerüstet ist. Bei Häusern und Wohnungen mit schlechter Wärmedämmung kann die Raumtemperatur nicht so stark und nicht so lange heruntergefahren werden, da es sonst zu lange dauert, bis die Räume wieder komfortabel genug erwärmt sind. Das Gleiche gilt für Wohnungen mit Fußbodenheizungen, die zwar sparsam, aber nur sehr träge zu regeln sind.

Gewarnt wird häufig von Temperaturen unter 15 Grad, weil es in kühleren Räumen eventuell zu Schimmelbildung kommen kann. Aber auch hier muss differenziert werden:

Außenwände mit gutem Dämmstandard sind da weniger empfindlich, und man sollte darauf achten, dass durch regelmäßiges Stoß-Lüften die relative Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch wird.

 

Sparen bei der Warmwasserbereitung       

Sparsamer Umgang mit warmem Wasser reduziert die Kosten für Wasser- und Abwassergebühren sowie die Kosten für die Energie zur Warmwasserbereitung. 

„Aus rein energetischer Sicht wäre es günstig, Warmwasser nur auf die Temperatur der Nutzung, also 35-45 °C, aufzuheizen“, ist in einer Stellungnahme des Umweltbundesamtes zu lesen. Jedoch wird dort auch darauf hingewiesen, dass wegen der  Gefahr einer Ausbreitung gesundheitlich bedenklicher Legionellen das Brauchwasser zumindest temporär mindestens auf 60 Grad erwärmt werden sollte. Die gesetzlichen Regelwerke für die Wasserhygiene in diesem Punkt sind aber nur für Großanlagen bindend. Die Klima-Initiative Bad Hersfeld will deshalb bezüglich der Wassertemperatur keine Empfehlungen aussprechen. Was bleibt, sind die Möglichkeiten der Einsparung von erwärmten Wasser. Der größte Spareffekt, auf einen Nenner gebracht, heißt: Dusche statt Vollbad und Waschbecken statt Dusche. Beim Duschen spielt die Duschdauer und die Wassertemperatur eine Rolle. Von der sogenannten „Regendusche“ sollte man Abstand nehmen, wenn man die Energiekosten im Auge behalten will.

 

Wärmeverluste bei Fenstern mindern 

Wer möglichst wenig Raumwärme verlieren will, sollte in kalten Nächten die Rollläden - falls vorhanden - ganz schließen. Auch Fenstervorhänge verringern Wärmeverluste. Für sogenannte „Thermovorhänge“wird seit diesem Winter im Internet geworben. Unabhängige Test über die Höhe der Einsparungen sind uns bisher nicht bekannt.  

Es spricht aber einiges dafür, dass Vorhänge einen wärmeisolierenden Effekt haben und Zugerscheinungen verringern. Grundsätzlich gilt: Je schlechter der Dämmstandard von Scheiben und Fensterrahmen, um so größer ist die Wirkung von geschlossenen Rollläden und Vorhängen.

Der kälteste Teil bei einem Fenster mit Isolierverglasung ist übrigens der sogenannte Blendrahmen. Das ist der fest verbaute Rahmen, in dem die beweglichen Fensterflügel mit Scharnieren befestigt sind. Die Oberfläche des unteren, waagerechten Teils des Blendrahmens kann bis zu 4 Grad kälter sein als der Fensterflügel - und bis zu 6 Grad kälter, als eine gut isolierte Fensterscheibe mit Doppel- oder Dreifachverglasung.

Eine zusammengerollte Wolldecke, die auf der Fensterbank aufliegt und sich dicht an den Blendrahmen anschmiegt, kann tatsächlich die Wärmeverluste an dieser Schwachstelle an kalten Tagen deutlich verringern.

 

Sonderfall: Heizen mit Ofen 

Besonders in Einfamilienhäusern sind Öfen als krisensichere und behagliche Wärmequelle sehr beliebt, und die Nachfrage nach neuen Öfen und Brennholz ist seit dem Ukrainekrieg enorm angestiegen. 

Die Umweltbilanz der Ofenheizung ist jedoch nicht optimal. Deshalb empfiehlt die Klima-Initiative darauf zu achten, dass das Heizen mit dem Ofen in die Bemühungen des Energiesparens integriert wird. Das heißt konkret: Im Raum, in dem der Ofen steht, sollten die Heizkörperthermostate frühzeitig herunter gedreht werden, wenn der Ofen genutzt werden soll.

Eine gute Ergänzung beim Heizen mit Wärmepumpe kann ein vorhandener Ofen dann sein, wenn sehr kalte Außentemperaturen den an sich sehr guten Wirkungsgrad der Wärmepumpe verschlechtern. 

Um den Erfolg der Bemühungen zur Energieeinsparung - sei es durch technische Maßnahmen oder Verhaltensänderungen - tatsächlich beurteilen zu können, empfiehlt die Klima-Initiative den Verbrauch von Heizenergie und Haushaltsstrom pro Monat und Jahr zu protokollieren.

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